Eigentlich sollte im Juli 2013 nur etwas feuchter Putz an der Schlenkerla Fassade ausgebessert werden. Doch beim Abnehmen der alten Schicht kam darunter Überraschendes zu Tage: Das Fachwerk reicht fast bis zum Boden, und der ganz unten liegende Querbalken ist stark angegriffen.
An den Ausmauerungen und fehlenden Holzstücken kann man gut sehen, daß wohl schon mehrmals Ausbesserungen an dieser Stelle durchgeführt wurden. Zudem scheint es so, daß in vorigen Jahrhunderten der Haupteingang mal an der Stelle des rechten Fensters gewesen sein muß. Vermutlich waren an der Position des heutigen Eingangs zwei weitere Fenster (wie im 1. Stock), so daß das Erdgeschoss symmetrisch war; ein Hauptgang in der Mitte mit gleich großen Räumen rechts und links davon. Diese Symmetrie wurde wohl im Zuge der Vergrößerung des Alten Lokales aufgehoben, so daß der Hauptgang heute rechts des einzig verbleibenden großen Raumes liegt.
Die Arbeiten in 2013
Der Austausch des maroden Balkens und der Ausmauerung kann nur in Teilschritten erfolgen, um die Stabilität der Fenster darüber zu erhalten. Zunächst hebt der Zimmerer die Front des Hauses (!) mit einer Winde etwas an, um Stück für Stück den alten Balken gegen einen neuen Eichenträger zu ersetzen.
Dieses Vorgehen ist keineswegs ungewöhnlich oder gar modern: Die Zimmerer in alter Zeit hoben so komplette Häuser an, um - nachträglich! - zusätzliche Stockwerke einzufügen. Im Schlenkerla scheint das übrigens vor einigen Jahrhunderten auch so gemacht worden zu sein, denn die Deckenbalken im 1. und 2. Stock laufen in unterschiedliche Richtungen.
Im Bild links sieht man den bereits ausgebesserten Teil. Die Ausmauerung erfolgt historisch korrekt mit vollen Hartbrand-Ziegelsteinen (moderne Ziegelsteine sind hohl, um Gewicht und Material zu sparen).
Schlenkerla Baugeschichte
Schlenkerla Grundriss, Seite
Im Zuge dieser Sanierung wird eine komplette Baugeschichte des Schlenkerla erstellt werden. Erste Voruntersuchung legen den Verdacht nahe, daß das ursprünglich kleinere einstöckige Fachwerkhaus wohl im 17 Jahrhundert ein weiteres Stockwerk sowie einen Rückanbau erhalten hat. In der Seitenansicht läßt sich dies erahnen. Das Kellergewölbe zeigt die wahrscheinliche Breite des ursprünglichen Hauses. Über der rechten Abmauerung des Gewölbes stehen noch heute in den darüber liegenden Vollstockwerken Wände. Der rechts davon liegende Gebäudeteil wurde wahrscheinlich zum Einbau eines großzügigeren Treppenhauses angebaut.
Aus der gleichen Zeit stammt vermutlich auch die Frontfassade mit dem Schmuckfachwerk. Wie bei vielen Bamberger Fachwerkhäusern war dieses übrigens lange Zeit verputzt, wie man sogar noch in alten Fotografien sehen kann. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese wunderschönen Fachwerke wieder freigelegt.
Die genaue Baugeschichte wird nun von der Universität Bamberg im Zuge einer Magisterarbeit im Detail erforscht werden. Fortsetzung folgt ...
Schlenkerla verputzt, Ende 19. Jahrhundert. Vorne links ein Stück der Schienen der Bamberger Straßenbahn, die auch durch die Dominikanerstraße fuhr.
Schlenkerla Fachwerk freigelegt, ca. 1920er Jahre.